Orkse und irgendwas mit Volk

Das ganze Gerede derzeit, von wegen Groko hin oder her, geht vollkommen am Thema vorbei. Die Union hat ein ganz anderes Problem als Merkel und die SPD hat ein ganz anderes Problem als eine Groko. Beide haben das gleiche Problem und das ist ein gewaltiger Fachkräftemangel.

Die Volksparteien bestehen an den Spitzen und auch im Mittelbau fast nur noch aus Apparatschicks. Da gibt es kaum noch Seiteneinsteiger, da sitzen nur noch Leute die außer „Partei“ nichts anderes mehr können. Diese Leute sind darauf angewiesen ihre Brötchen entweder als Amts- oder Mandatsträger, bei der Partei direkt oder als von der Partei installierter Frühstücksdirektor in der Wirtschaft zu verdienen. Ohne Partei wären diese Leute aber ruiniert, aus eigener Kraft würde es denen wohl nicht mal zur Reinigungskraft reichen.

Man kann jetzt hier lange philosophieren, sind es einfach nur die Sachzwänge, sind die Parteien durch internationale Eliten unterwandert, sind sie einfach nur korrupt oder ideologisch verbohrt, aber das geht vollkommen am Thema vorbei. Aus Sicht eines kleinen Mannes wie mir spielt das alles keine Rolle, das ist nur eine Blasendebatte. Da diskutieren Leute miteinander die allesamt selbst vom Status Quo abhängig sind und darum ist der Status Quo auch dem Untergang geweiht. Der Status Quo ist in dem Fall ein politisches System das von zwei großen Volksparteien dominiert wird und denen die den beiden Parteien zuarbeiten ein einigermaßen gesichertes Einkommen zugesteht. Die großen Volksparteien sind nicht mehr zu retten, Volksparteien sind ja eben darauf angewiesen von entsprechend vielen kleinen Leuten gewählt zu werden und wir kleinen Leute haben zunehmend keine Lust mehr die Volksparteien zu wählen. Das liegt nicht an den Parteien als organisatorische Manifestation einer politischen Richtung selbst, also das zu weit zu abstrahieren bringt da nix, es liegt am Personal der Volksparteien.

Ich sag mal so, bei Kohl und Schröder hatte ich noch ein anderes Bauchgefühl und darauf kommt es an. Die allermeisten Spitzenpolitiker sind keine kleinen Leute, egal wie ihre Biografie auch aussieht, in dem Moment in dem sie in der Spitzenpolitik angekommen sind haben sie sich dem was man allgemein „Elite“ nennt verschrieben. Der Mittelbau der Parteien, der mittlerweile selbst fast nur noch aus Elitenlümmeln besteht, beißt alles andere weg, ist halt mittlerweile so und das wird auch lange Jahrzehnte nicht zu korrigieren sein. Dieses System ist mittlerweile derart perfekt, es gestattet nur noch aalglatte Systemlinge an den Parteispitzen. Hier hilft auch der Verweis auf Richtungsstreits in den Parteien nicht weiter, ob man mir einen Elitenlümmel mit Kurs Nornordost oder Südwest präsentiert ist mir da eigentlich egal, das ist nur Scheiße in verschiedenen Farben, es schmeckt aber trotzdem alles nach Scheiße.

Jetzt sind wir dann auch beim Thema, diese Systemlinge schreien mir mit jedem ihrer Untertöne entgegen:  „ICH BIN KEINER VON EUCH“. Da kann eine Nahles lange Kinderreime aufsagen und ein Altmeier kann noch so unbeholfen durch die Gegend taumeln, mir dreht es trotzdem den Magen herum wenn ich die sehe. Die könnten mir auch Orkse oder Marsmännlein präsentieren, wär für mich der gleiche Mist. Und wer es an der Stelle wagt mir irgendwas mit Ismus vorzuwerfen der fängt eine. Da ist nix mit Ismus, Altmeier ist eine Biokartoffel und Nahles eine Biokartoffelin und wohl 95% aller anderen Poliorkse sind das auch. Es ist mir egal ob ein Ork ein schwuler Dunkelork aus Südorkland oder eine behinderte Hellorkin aus Nordorkland ist, Ork ist Ork, halt keiner von meinen Jungs.

Wie gesagt, bei der Generation Kohl und Schröder (bei Schröder begann es aus meiner Sicht zu kippen) war das noch anders. Auch die haben mir unterschwellig mitgeteilt sie seien keine kleinen Leute, trotzdem haben die es noch geschafft das Gefühl zu vermitteln sie meinen es gut mit uns. Und genau das ist mittlerweile weg, die heutigen Parteikader schaffen das nicht mehr. Alles was die noch fertig bringen ist zu vermitteln es täte ihnen ja leid, aber sie könnten halt nicht helfen, es gäbe da anderes das wichtiger sei als mir zu helfen. Das ist das was von der Alternativlosigkeit bei mir hier unten ankommt, nicht „Ich tue das mit gutem Gewissen weil es euch kleinen Leuten nicht schaden wird“, sondern „OK, das wird euch zwar schaden, aber geht halt nicht anders, ihr seid halt nur nicht wichtig genug, Sorry“.

So sehr die Politik auch bemüht ist es anders zu vermitteln, sie schafft es nicht mehr, der Faden ist einfach gerissen. Das kann auch nicht anders sein, die Systemlinge die es heute an die Spitzen der Parteien schaffen sind dem kleinen Mann derart fremd, da können nicht mehr anders rüberkommen. Oder anders herum, wer bei den kleinen Leuten auf der Ebene noch gut rüberkommt, der wird vom Mittelbau der Parteien ausgeschaltet, dort kommt derjenige nämlich ganz schlecht rüber, er ist eine Bedrohung für den Status Quo und als solcher wird er dann auch ausgesiebt.

Man kann übrigens schön beobachten wie die Elitenlümmel versuchen das zu kaschieren. Dazu brauchen sie dann erstmal jede Menge Umfragen. Die haben kein Gefühl mehr dafür was das Völkchen so denkt und will, darum lassen sie uns 24/7 von irgendwelchen Instituten befragen. Je nach dem was diese Institute dann herausfinden passt die Politik ihr „Wording“ an, es wird also in der Sache nichts geändert, man labert nur eine andere Begleitscheiße dazu. Man scheint der Meinung zu sein das Begleitgeschwätz sei entscheidend, das mag kurzfristig auch stimmen, aber das behebt halt das grundsätzliche Problem nicht, egal ob mir die Begleitscheiße gerade gefällt oder nicht, es bleiben trotzdem Orkse und Marsmännchen die da gerade reden.

Die Mehrzahl unserer schlauen Qualitätsjournalisten macht hier den Fehler und sucht bei Union und SPD an unterschiedlichen Stellen, das ist aber Quatsch, sowohl Union als auch SPD leiden am selben Personalmangel, es fehlt an Personal das dem kleinen Mann nonverbal vermitteln kann es sei keine Gefahr für ihn. Das erkennen aber Qualitätsjournalisten nicht, die suchen da an der vollkommen falschen Stelle, die sind schon selbst derart im Status Quo verhaftet, die erkennen das einfach nicht mehr. Sobald da ein Politiker auftaucht der einen Draht zum kleinen Mann hat ist der durchschnittliche Qualitätsjournalist überhaupt nicht begeistert, dieser Politiker wird nämlich vom Journalisten nicht mehr als einer der Seinen erkannt, die allermeisten Journalisten sitzen halt schon in der Elitenblase und fassen alles was da nicht hineinpasst als irgendwas mit Populismus auf. Sie können aber den Erfolg der Populisten, die ja zugegeben öfter mal Quatsch erzählen, nicht erklären, die achten nämlich nur auf den Quatsch, aber nicht auf die emotionale Nähe des Populisten zum Völkchen.

Das Thema mag sich bei SPD und CDU unterschiedlich manifestieren, die Wählerschaft der CDU ist hier sicher duldsamer, aber es ist dieselbe Krankheit. Es ist egal ob die SPD irgendwas mit Gerechtigkeit predigt oder die Union irgendwas mit Stabilität, viele Normalos nehmen es ihnen halt nicht mehr ab. Das ist als ob Orkse erzählen die Menschheit müsse sich nur dem bösen Zauberer unterwerfen, dann werde alles gut, Märchen die „die Anderen“ erzählen halt.

Das passiert übrigens auf einer ganz anderen Ebene als noch vor einigen Jahren. Dass Politiker ein bisschen verlogen sind wissen wir kleinen Leute, ein paar Wahlkampflügen preisen wir ja schon aus langer Erfahrung ein, aber darum geht’s ja nicht, es geht um dieses Grundvertrauen in die einzelnen Politiker. Um diesen unausgesprochenen Deal bei dem die kleinen Leute die großen Politiker wählen und die großen Politiker dafür alles unterlassen was den kleinen Leuten zu sehr auf den Keks geht.  Und genau dieses Grundvertrauen wird von der heutigen Politikerriege nicht mehr vermittelt, kann sie auch nicht, man nimmt sowas nur jemandem ab den man zumindest nicht als feindlich gesinnt einstuft.

Früher in der guten alten Zeit gab es zwar auch schön öfter einmal solche abgehobenen Politiker, man konnte aber darauf bauen, dass sobald man den Spinner weggewählt hat ein neuer, „besserer“ Spinner kommen würde und dann die Welt wieder einigermaßen in Ordnung ist. Heute kann man wegwählen wen man will, es kommt halt genau der gleiche Schwätzer nach. Es gibt nur noch Scheiße in verschiedenen Farben…

Ich glaube das erklärt den Erfolg der AfD viel besser als andere Theorien. Es ist doch schon verblüffend, wie sehr die Volksparteien darauf versessen sind den aus ihrer Sicht zweifelhaften Lebenslauf vieler AfD-Politiker herauszustellen, das geht bis hin zur Bezeichnung „Looser“ (Funfact am Rande, moderne Linke meinen „Looser“ hätten in der Politik nichts verloren, Guevara hätte sie dafür wohl erschossen).  Aber diese „Looser“ haben halt einen handfesten Vorteil, sie sind ganz klar kleine Leutchen und als solche kennen sie ihre Pappenheimer schon. Da kommt es gar nicht so darauf an was die „Looser“ konkret sagen, es geht hier darum, dass viele der kleinen Leutchen da zusehen und hier ihresgleichen reden sehen.

Alle anderen Theorien die ich hierzu bisher gehört habe stellten sich doch binnen kurzer Zeit als falsch heraus, denken Sie hier nur mal an die „Abgehängten“ oder die „Dummen“. Diese Theorien waren ja nachdem man Wählerstatistiken hatte sehr schnell erledigt.Heute versucht man den Erfolg der AfD je nach eigener Einstellung zu deuten, die SPD deutet es mit „irgendwas mit Gerechtigkeit“ und die Union mit „irgendwas mit Konservatismus“, wie jetzt diese Theorien auf der anderen Seite, also bei der AfD zusammenpassen sollen blendet man aus, das wäre dann nämlich nicht hilfreich, da könnten unbequeme Tatsachen dabei herauskommen, das lässt man lieber bleiben.

Es dürfte den Volksparteien, vor allem der SPD, auch noch etwas anderes zu denken geben und das sind die Wählerwanderungen. Wieso sollten frühere SPD-Wähler ausgerechnet die „Nazis“ von der AfD wählen? Das geht ja nicht ganz zusammen, naja nicht nach klassischer Auffassung. Es geht aber sehr schön zusammen wenn man hier einmal voraussetzt, dass viele Leute einfach diejenige Kandidaten wählen die ihnen den Eindruck macht ihnen selbst soziokulturell näher zu stehen. Oder anders gesagt, langfristig ist es wichtiger wer und wie man etwas sagt als das was da gesagt wird.

Ein weiteres Thema sollte die SPD beschäftigen. Der Blick in die Vergangenheit sollte der SPD eigentlich ein Lichtlein aufgehen lassen. So haben gefestigte Linke mit einem gewissen intellektuellen Anspruch der SPD die Agenda 2010 sehr viel übler genommen als die kleinen Leutchen, bei Ottonormal hat die gefühlte „Volksnähe“ von Schröder sehr viel stärker positiv gewirkt als seine Agenda 2010 negativ. Schröder hat das sehr wohl noch kapiert, nur der damals schon zu weit durchapparatschickisierte Mittelbau der SPD nicht mehr. Und demensprechend haben die auch vollkommen falsch reagiert und das Ganze in einer selbstzerstörerischen Art und Weise nach aussen getragen, das war einfach nur idiotisch.

Wie auch immer, ob die Wähler zur AfD, zu den Grünen, zur FDP oder zur SED abwandern ist eigentlich egal, jedem Tierchen sein Pläsierchen und so, sie wandern halt trotzdem von den Volksparteien ab und das wird ihnen das Genick brechen. Aktuell schafft die Groko gerade noch so die absolute Mehrheit, ich persönlich glaube bis zur nächsten Wahl schafft sie noch nicht mal mehr das. Vielleicht schaffen die es noch eine Zeit lang ihren Fall zu verlangsamen, aber mit dem Personal (und es wird hier so schnell kein besseres nachkommen) ist der Fall langfristig nicht zu verhindern. Es dauert immer eine ganze Weile bis die Parteien einen einzelnen Wähler weggeekelt hat, aber wer dann einmal weg ist kommt so schnell halt nicht wieder.

In diesem Sinne, ruhet in Frieden, solche abgeobenen Schwätzer wie ihr es seid brauche ich nicht, da könnt ihr noch so „Nazi“ brüllen, da rufe ich dann halt „Orkse und Marsmännchen“ zurück, wählen tu ich euch aber sicher nicht mehr. Ende der Durchsage.