Oxfam blickt durch

Oxfam hat mal wieder rumstudiert und das Ergebnis dieses vermutlich sehr interessanten Prozesses bekommen wir gerade von den Medien reingedrückt. Volle Breitseite, wenn Oxfam eine Studie präsentiert, dann muss man uns das schon sagen, Oxfam ist ja auch wichtig.

Da darf dann natürlich auch die Tagesschau nicht fehlen, aber bei der Tagesschau sind dann doch andere Maßstäbe anzusetzen, von denen erwarte ich so etwas wie ein Mindestmaß an eigenem Sachverstand der da dann auch mit in die Berichterstattung einfliessen sollte und das sehe ich mal wieder nicht.

Es geht schon oben los beim Artikelfoto: „Euer Luxus ist unsere Armut“. Das ist in vielerlei Hinsicht falsch, genau den Gedanken will man dem Leser da aber unterjubeln. Vorneweg, das schreit schon im Aufmacher nach linksradikalem Wünschdirwas, es gilt ja je links desto wünschdirwas und die Tagesschau enttäuscht die Linken hier nicht, sie verbreitet was man ihr hinlegt.

Da kommt man dann auch schnell zum Punkt, nur 42 Menschen besäßen so viel Reichtum wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. So falsch das schon im Kern ist, ich lass das jetzt mal schnell so stehen, es ist nämlich im Prinzip egal, es ändert nichts an der grundlegenden Problematik. Die Hälfte der Weltbevölkerung, das sind 3,8 Mrd. Menschen. Also, das sind 3.800.000.000 Menschen, das wäre dann in etwa 2100 Mal Hamburg oder halt 46 Mal ganz Deutschland.

Und jetzt frage ich mich was man bei der ARD denkt wieviel es brächte den Luxus dieser 42 Superreichen zu verteilen? Man zielt ja explizit auf den Luxus, also auf einen verschwenderischen Lebensstil dieser Superreichen ab. Nun, wenn man denen den kompletten Luxus nimmt und auf die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verteilt, dann bleibt da halt nicht viel übrig.

Egal wie viel diese Leute im Jahr auch verdienen, sie werden ja nur ständig noch reicher weil sie das Geld nur teilweise ausgeben. Oder anders herum gesagt, die verdienen schon so viel, die können wohl gar nicht mehr noch mehr ausgeben. Der Tag hat halt nur 24 Stunden und wenn man sich sowieso schon alles leisten kann was man so haben will, dann ist halt irgendwann mal Schluss. Was soll man z.B. Mit 50 Villen mit je 200 Zimmern? Das könnten die sich zwar leisten, da haben die aber doch gar kein Interesse daran, das wäre dann nur Luxusterror, das stört mehr als es einem bringt.

Also, von ihrem gigantischen Einkommen geben diese Leute wohl nur einen kleinen Teil aus, den größeren Teil „sparen“ sie, nur darum werden die auch ständig noch reicher, ginge ja sonst nicht.

Jetzt sagen wir einfach einmal so ein Superreicher gäbe im Schnitt 100 Mio. € im Jahr für den luxuriösen Lebensstil aus (da müssen sich dann auch Superreiche anstrengen, das geht am Anfang mal ne Zeit lang, aber irgendwann hat man dann zig Villen, Jachten und mehr Schmuck als man tragen könnte und ab dem Punkt wird es dann schwierig mit den 100 Mio. im Jahr).

Das wären dann 4,2 Mrd. € im Jahr für alle 42 Superreichen zusammen und das wiederum wären genau 1,11€ für jeden Armen. Also 1,11€ IM JAHR! Ganz genau so arm macht der Luxus der Superreichen die Armen (und das auch nur linksradikaltheoretisch). Diese 1,11€ werden jetzt aber von linksgrüner Seite zum Megathema aufgeblasen und die Tagesschau macht da selbstverständlich mit.

Nun könnte man auf die Idee kommen man sollte den Superreichen halt auch noch den Rest ihres Einkommens wegnehmen. Jo, könnte man tun, bringt aber ganz genau Null.

Dieser Teil, also der „Sparanteil“ der Superreichen geht ja schon heute in das was man volkswirtschaftlich als „Investitionen“ auffasst. Das sind Investitionen in neue Maschinen, neue Gebäude, etc… und diese Investitionen dienen dann dazu, dass da wiederum irgendetwas Handfestes produziert werden kann, irgendetwas das dann irgendwer kaufen kann. Ohne Investitionen gehen uns bald die Dinge aus die wir kaufen könnten, so einfach ist das.

Wenn man also den Reichen ihr großes Einkommen ganz wegnimmt, dann bringt das nichts, wir müssten dann nämlich trotzdem hingehen und das Geld in Investitionen stecken. Es ist ein Irrglaube man könnte im Gesamtsystem einfach hingehen und Geld das vom Himmel fällt verteilen und die Leute hätten dann mehr Dinge. Die Leute haben dann mehr Geld, aber sie können damit nicht mehr Dinge kaufen, diese Dinge müssten ja irgendwo herkommen und das passiert nicht mal eben so. So groß sind die Produktivitätsreserven der Welt halt einfach nicht.

Dieser Fehlschluss kommt davon wenn man hingeht und seine eigenen, persönlichen Erfahrungen auf das Gesamtsystem überträgt. Wenn man als Einzelner mehr Geld hat, dann kann man sich mehr Dinge kaufen ohne dass da volkswirtschaftlich viel passieren würde. Wenn man aber Millionen Leuten einfach so mal kurz mehr Geld gibt, dann geht diese Formel nicht mehr auf.

Verstehen Sie mich recht, es gibt einige gute Gründe die Superreichen stärker zu besteuern, aber die Behauptung der Reichtum der Reichen sei für die Armut der Armen verantwortlich gehört halt nicht dazu. Das ist nur linksradikaler Dünnpfiff der auf ein idiotisches Publikum abzielt.

Zurück zur Tagesschau, die simuliert in dem Artikel wieder mal nur Ausgewogenheit, es wird aber ausgiebig zitiert was der  „Oxfam-Aktivist“ Nick Bryer sagt. Hier mal die Zitate von mir kommentiert.

„Wenn wir uns nur die jüngsten Vermögenszuwächse anschauen, dann gehen 82 Prozent davon – also vier von fünf Dollar – an das reichste ein Prozent“, sagt er. „Während der Wohlstand der unteren Hälfte der Menschheit, dreieinhalb Milliarden Menschen, gar nicht gewachsen ist.“

Jo, wenn die Reichen den Großteil des Vermögens besitzen, dann geht wohl auch der Großteil des Zuwachses an sie. Aber dieser Zuwachs ist ja genau der „Sparanteil“ und fließt zwangsweise in Investitionen. Das hat mit dem Wohlstand der Superreichen nichts zu tun, der Wohlstand ist nämlich der Verbrauch an Waren und Dienstleistungen der Superreichen. Ein Vermögenszuwachs ist ja aber eben kein Verbrauch materieller Dinge, im Gegenteil, er bedeutet die Superreichen haben da keine Dinge verbraucht, sie haben das Geld gespart. Darum liegt er auch vollkommen falsch das mit dem Wohlstand der unteren Hälfte der Weltbevölkerung in Verbindung zu bringen. Wenn die untere Hälfte mehr Wohlstand will, also mehr Dinge, dann wird sie gut beraten sein die Reichen erstmal in Produktionskapazitäten investieren zu lassen, ohne diese ist nämlich nichts drin mit „mehr Dingen“. Das wird weiter unten im Artikel übrigens auch halbherzig angesprochen, die bittere Armut habe sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Auf den Dreh, dass das durch eine mehr an Produktion kommt und man dazu erstmal Investitionen braucht kommt da aber wieder niemand.

„Es ist die zuverlässigste Schätzung, die sich ermitteln läss“, sagt er. „Aber natürlich: Ohne einen globalen Zensus haben wir keine wirklich wissenschaftlichen Daten. Das Muster ist aber klar: Wohlstand häuft sich bei denen an der Spitze an, während die meisten Menschen auf der Welt zurückgelassen werden.“

Hier gehe ich sogar mit, eine zuverlässige Schätzung reicht da auch, hier exakte Zahlen zu Fordern bringt nix, es reicht hier zu wissen wohin die Reise ungefähr geht.

Aber auch hier bringt er es wieder fertig etwas sehr Zweifelhaftes zu sagen. Wenn sich die bittere Armut halbiert hat, dann hat man da nicht die meisten Menschen zurückgelassen. Die echte Welt ist halt doch etwas komplizierter als sozialistische Tagträume. Es ist übrigens schon erstaunlich wie die Armut weltweit trotz hoher Geburtenraten zurückgeht. Kann man als echter Linker aber natürlich nicht zugeben, man lebt ja vom Elend in der Welt und wenn das auch ganz ohne Linkstum zurückgeht ist das ja doof.

„Regierungen sollten gesetzliche Mindestlöhne einführen und kontrollieren. Sie sollten die Arbeitnehmerrechte stärken, vor allem für Frauen“, erklärt er. „Sie sollten exzessive Managergehälter und Ausschüttungen an Aktionäre begrenzen. Und sie sollten die Steuervermeidung in großem Stil von Konzernen und Superreichen bekämpfen.“

Aha, Mindestlöhne und Arbeitnehmerrechte, besonders für Frauen. Haben wir ja in Deutschland alles nicht, ist ein Megathema. Man kann es natürlich auch nur erwähnen um eine nebulöse Bedrohungslage zu simulieren, das täte die Tagesschau aber niemals.

Exzessive Managergehälter und Ausschüttungen an Aktionäre sind auch blöd. Das mit den Managergehältern unterschreibe ich zum Teil noch, aber nur in Aktiengesellschaften die als „too big to fail“ gelten, dort gehen die hohen Gehälter im Zweifel zu Lasten der Staatskasse, in kleineren Gesellschaften aber nicht, die sollen treiben was sie wollen, da haben Aktivisten Sendepause. Das mit den Ausschüttungen ist vollkommen verkehrt, man sollte lieber mal gegen die von den Ausschüttungen vollkommen entkoppelten Börsenwerte der Gesellschaften angehen. Die paar Ausschüttungen sind ein kleines Lichtlein gegen die Spekulationsgewinne (die schaffen auch deutlich mehr Probleme als die Ausschüttungen). Aber er hat halt ein paar wohlklingende Flaggenworte gesagt, das muss man einfach zitieren, es klingt ja so wichtig.

Das mit den Arbeitnehmerrechten ärgert mich übrigens besonders. Das ist wieder die Situation der reichen Länder vollkommen unreflektiert auf die armen Länder projiziert. Ein „Arbeitnehmerecht“ geht fast immer mir einer kleinen Produktivitätseinbuße einher. Wir in den reichen Ländern können uns das leisten, wenn wir ein bisschen weniger produzieren geht das noch. In den armen Ländern tut das aber echt weh, wenn dort ein bisschen Produktivität ausfällt kann das dramatische Konsequenzen haben, da geht es am Ende oft um Leben und Tod für irgendwen in dem Land. Das wird natürlich unterschlagen, man tut so als müsse man nur wollen und als seien es irgendwelche bösen Reichen die das alles so hindeichseln würden. Das ist aber vollkommener Bullshit, OK, fast vollkommener Bullshit, das gibt es im Einzelfall wohl schon, aber daraus wieder eine generalisierte Aussage zu formen ist falsch und gefährlich. Eine Gesellschaft kann nur auf den Teil der Produktion verzichten den sie nicht zum Überleben braucht, Arbeitnehmerrechte hin oder her, die Produktivität in den Armenhäusern der Welt zu senken wäre mehr Massenmord als „Hilfe“. So jämmerlich manchenorts die Zustände auch sein mögen, wenn man dort anfängt weniger Dinge zu produzieren, dann passiert erst einmal eines, diejenige Gesellschaft hat weniger Dinge und das ist in ärmeren Ländern halt im Zweifel tatsächlich tödlich für irgendwen.

Und die Tagesschau bringt’s weitestgehend unkommentiert, ist ja auch klar, weil ist ja nur was Oxfam sagt und die sind ja über jeden Zweifel erhaben, da muss man selbst ja nicht mitdenken.