Aber es ist doch so praktisch!

(Aus 2016)

Die Abschaffung des Bargeldes wurde vor ein paar Wochen wieder einmal medial behandelt. Nur ein Punkt kam dabei (wieder einmal) zu kurz. Er kommt immer zu kurz, daher schiebe ich ihn jetzt hier einmal nieder.

Die Abschaffung des Bargeldes bedeutete zwangsweise das Ende des Besitzes von Geld für alle Personen und auch Institutionen die keine Bank sind. Wenn das Bargeld abgeschafft wird können nur noch Banken Geld besitzen. Besitz bedeutet ja die konkrete Verfügungsgewalt über etwas inne zu haben. Vom Besitz zu unterscheiden ist das Eigentum, dem Eigentümer gehört etwas. Das ist am Beispiel eines Mietwagens (oder einer Mietwohnung) schön zu erklären, der Mietwagen gehört dem Eigentümer, aber wenn er an irgendwen vermietet wird, dann ist er im Besitz des Mieters, der Mieter hat ja dann die konkrete Gewalt über die Sache.

Im Falle von Geld auf einem Bankkonto besitzt die Bank das Geld, egal wie viele Moneten der Kontoauszug Ihnen vorgaukelt, es ist in dem Moment nicht in ihrem Besitz.

Sie haben richtig gelesen, durch das Einzahlen von Geld auf ein Bankkonto geht der Besitz des Geldes an das kontoführende Kreditinstitut über. Sie erhalten lediglich ein Zahlungsversprechen der Bank, es wird Ihnen also nur versprochen den auf dem Kontoauszug genannten Betrag zu vereinbarten Konditionen zur Verfügung zu stellen.

Sie könnten auch hingehen und das Geld einem Nachbarn geben, von dem bekommen Sie dann einen Zettel dafür, auf dem Zettel steht er wird das Geld auf Verlangen hin zurückgeben, die konkrete Verfügungsgewalt liegt aber auch hier zweifellos nicht mehr bei Ihnen. Es ist ein Irrglaube, dass Geld auf Bankkonten den Kontoinhabern „gehört“. Dieses Geld ist in Besitz der Bank, dem Kontoinhaber wird lediglich „vertragsgemäße Verfügung“ zugestanden. Man erlaubt Ihnen also das von Ihnen eingezahlte Geld vertragsgemäß zu verwenden, na immerhin. Es ginge auch nicht anders, würden Banken eingezahlte Kontoguthaben als „fremdes Geld“ behandeln könnten sie es nicht ungefragt weiterverleihen, das ganze System der Fristentransformation (Geldanlage und Kreditvergabe) kollabierte. Dies ist auch der Grund warum ihr Geld bei einer Bankenpleite erst einmal weg wäre, es ist nämlich nicht mehr ihr Geld (hier soll der in einigen Jahrzehnten fertig angesparte Sicherungsfonds Abhilfe schaffen, die Banken sparen hierbei einen Teil des eigentlich ihnen zustehenden Zinses an, um bei einer Pleite dieses Geld zu Entschädigungszwecken auszahlen zu können, grandios, oder?).

Sicher ist der Bankenmarkt in der Beziehung staatlich stark reguliert, aber das ändert nichts am grundlegenden Thema. Die einzige Möglichkeit Geld selbst besitzen zu können ist der persönliche Besitz von Bargeld. Wird das Bargeld abgeschafft können Sie selbst kein Geld mehr besitzen, das können dann nur noch Banken. Entschuldigen Sie bitte die Redundanz, aber das ist hier aus didaktischen Gründen unerlässlich.

Die Abschaffung von Bargeld wäre das Ende des Geldbesitzes von Nichtbanken (ja, das nennt sich so, und dazu gehören auch Sie), nur noch Banken ist es dann möglich Geld zu besitzen. Das Geld kann dann nur noch von Bankkonto zu Bankkonto wandern, es kommt dann nicht mehr aus dem Bankensystem heraus. Wenn Sie der Meinung sind ohne Bargeld wäre ja vieles praktischer und es würde den Kriminellen das Handwerk gelegt dann nur zu, verzichten Sie auf die Möglichkeit des Geldbesitzes – besser könnten Sie sich nicht selbst entmündigen, nebenbei enteignen Sie sich noch selbst, Bravo. Den Kriminellen wird es übrigens herzlich egal sein, in Schweden steigen die Kriminalitätsraten gerade trotz Vorreiterrolle im Bargeldlosen rapide und ob es praktisch ist jeden Centbetrag bargeldlos zu bezahlen wird sich noch zeigen…

Bargeld ist das Einzige was Regierungen davon abhalten kann den Bürger nach Gutdünken zu enteignen. Derzeit verhindert nur das Bargeld die Einführung merklicher Negativzinsen (Vernichtung von Sparguthaben, hier vor allem Altersrücklagen). Und wenn Sie der Meinung sind unsere derzeitige Regierung würde sowas nicht tun, dann denken Sie einfach an die Nächste, Übernächste, usw…

Wenn eine zukünftige Regierung beschließen sollte Sie und Ihre „Gesinnungsgenossen“ (stellen Sie sich darunter vor was Sie wollen) mal so richtig fertig zu machen, dann wäre der direkte Zugriff auf all Ihr Geld eine feine Sache. Zum feuchten Traum eines jeden Diktators gehört zweifellos eine bargeldlose Wirtschaft. Wenn erst jede Parkgebühr, jeder Kaffee den Sie irgendwo trinken und jede Zeitung die Sie kaufen auf Ihrem Kontoauszug auftauchen dürfte Ihnen klar werden wie transparent Ihr Leben ist, und was ein mittelgradig talentierter Schlapphut erst daraus machen könnte… aber dann ist es zu spät.

Übertragen Sie das Prinzip einmal kurz auf die Kommunikation. Es wäre als ob man Sie dazu zwingt mit anderen Menschen nur noch über elektronische Kommunikationsmittel zu kommunizieren. Also bis hin zu dem was Sie zu Ihrer Frau im Schlafzimmer fragen, es muss über ein Mikrofon und einen Server laufen. Dieser Server zeichnet hierbei alles auf und Beamte können sich das alles anhören wenn sie einen „Verdacht“ hegen. Das wäre dann das Prinzip der „Bargeldlosigkeit“ auf die zwischenmenschliche Kommunikation übertragen.

Schwadronieren Sie ruhig weiter über all die Segnungen der Bargeldlosigkeit, so erkennt man Ihre Ahnungslosigkeit wenigstens sofort.

Wie auch immer, ich hoffe ja, dass die fast grenzenlosen Möglichkeiten der Bargeldlosigkeit eines Tages in die Hände einer knallharten Diktatur fallen, diese soll dann die Befürworter der Bargeldlosigkeit samt ihren Nachkommen verfolgen und auf Grund „verdächtiger Kontenbewegungen“ alle samt in einen Steinbruch stecken. Das wäre dann geliefert wie bestellt, mehr gibt es hierzu nicht zu sagen.